Chinesische Arzneimitteltherapie
Wichtigste Therapieform der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Die Chinesische Arzneimittel- bzw. Heilkräutertherapie ist die wichtigste Therapieform der TCM. Circa 90% aller Erkrankungen werden mit der Arzneimitteltherapie behandelt.
Die Arzneimitteltherapie basiert ebenfalls auf den Grundlagen der TCM, erfordert aber ein noch intensiveres Grundlagenstudium und genaueres Diagnose-Wissen als die Akupunktur.
Fragen zur Chinesischen Arzneimitteltherapie
Andere Kriterien als westliche Medizin
In der Chinesischen Arzneimitteltherapie werden sowohl pflanzliche, mineralische und auch tierische Substanzen eingesetzt. Die „Kräuter“ werden - anders als in der westlichen Schulmedizin - nicht nach chemischer Zusammensetzung und Vitaminen klassifiziert, sondern nach speziellen Kriterien wie Geschmack, thermischer Eigenschaft, Meridian- und Organbezug. Sie werden nach ihrer speziellen Wirkung und Indikation ausgesucht und dann entsprechend als Kaiser-, Minister-, Adjutanten- und Botenarznei (Wichtigkeit der Bestandteile) so zusammengestellt, dass für jeden Patienten eine individuelle Rezeptur entsteht. Diese Rezeptur ist dann wie ein Maßanzug exakt auf die einzigartige Krankheitssituation und Funktionsstörungen dieses einen Patienten abgestimmt. Wichtig zu bemerken ist hier, dass sich die thermischen Eigenschaften - das Temperaturverhalten - der Kräuter nicht auf eine in °C messbare Temperatur bezieht, sondern vielmehr darauf, wie sie im Körper wirkt, ob sie den Körper wärmt oder kühlt.
Frischer Ingwer wärmt Lunge und Magen
Ingwertee z.B. verbreitet im Körper sofort eine wohlige Wärme. Frischer Ingwer (sheng jiang) ist energetisch heiß, der Geschmack ist scharf und er entfaltet seine Wirkung in Lunge und Magen. Er öffnet die Oberfläche und zerstreut Kälte. Deswegen wirkt er so hervorragend bei einer Erkältung, die mit Gliederschmerzen und frösteln einhergeht. Er hilft auch bei Verdauungsstörungen, beispielsweise nach dem Genuss zu kalter Nahrungsmittel aus dem Kühlschrank oder eisgekühlten Getränken. Bei Erkältungen, die mit Fieber einhergehen, ist er verboten. Dieses einfache Beispiel soll zeigen, wie komplex die Zusammenhänge bei dem Erstellen einer TCM Rezeptur sind.
Komplexes Zusammenwirken der Einzelbestandteile eine Rezeptur
Traditionell werden die „Kräuter“ als Abkochung in Form eines Tees eingenommen.
Nur sehr selten werden einzelne Kräuter verschrieben. Zumeist sind es Kräutermischungen, deren Bestandteile beim Kochen miteinander reagieren und so ihre Wirkungen gegenseitig unterstützen oder unerwünschte Wirkungen verhindern. Hier ist das Ganze mehr als die Summe seiner Einzelteile. Der Patient bekommt von seinem Behandler jeweils detaillierte Anweisung zur Zubereitung des Tees, denn die Zubereitung hat einen entscheidenden Einfluss auf ihre Wirkung.
Die Zubereitung entscheidet über die Wirkung
So wirkt der eben angesprochene Ingwer (sheng jiang) nicht mehr nur auf Lunge und Magen, sondern, wenn er vor dem Kochen gebraten wurde (gan jiang), auch auf Milz und Nieren.
Heute werden Chinesische Arzneimittel auch in Form von konzentrierten Granulaten, Pillen, Tinkturen, Salben und Auflagen verschrieben.
Die Behandlungsdauer erstreckt sich je nach Schwere und Dauer der Erkrankung von einigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten, selten auch über Jahre. Während der Behandlung mit Chinesischen Heilkräutern wird der Patient in regelmäßigen kurzen Abständen nach den Regeln der TCM genau untersucht, um sicherzustellen, dass die gewählte Rezeptur wirksam bleibt oder ob sie dem Gesundungsprozess angepasst werden muss.
Es gibt Krankheiten, die im Chinesischen Medizinsystem besser auf die Behandlung mit Akupunktur ansprechen und Krankheiten die wirksamer mit der Chinesischen Arzneimitteltherapie therapiert werden. Welche der fünf Säulen der Chinesischen Medizin jeweils eingesetzt wird, entscheidet der TCM Therapeut. Grundsätzlich gilt, je länger eine Krankheit besteht, je tiefer sie sitzt und je schwerer der Krankheitsverlauf ist, umso wichtiger wird die Chinesische Arzneimitteltherapie in der Behandlung.
Auch wenn die Chinesische Kräutertherapie bei uns noch nicht denselben Stellenwert wie die Akupunktur erreicht hat, so wird sich dies bald ändern. Man betrachte nur die Entwicklung in den USA oder England. In China, Japan und zum Teil Australien ist die Kräutertherapie aus der medizinischen Versorgung nicht mehr wegzudenken.
Wichtiger Hinweis: Keine Selbstmedikation ohne Fachwissen
Von einer Selbstmedikation mit Chinesischen Arzneimitteln ist ohne entsprechendes Fachwissen dringend abzuraten.