Veröffentlichungen
Das Vitamin D–Dilemma
Vitamin D, eigentlich ein Hormon, wird im Volksmund trotzdem oft das „Sonnenvitamin“ genannt, denn es kann im Körper fast ausschließlich durch Einwirkung des UVB-Anteils des Sonnenlichtes auf die Haut, aus Vorstufen dort in seine wirksamen Formen umgebaut werden. Ein geringer Anteil kann über die Nahrung aufgenommen werden. Die am längsten bekannte Vitamin D Mangelerkrankung ist die sogenannte „Englische Krankheit“ (Rachitis), bei der schon und gerade bei Kindern deformierte und/oder brüchige Knochen auftraten, da sie wegen ihrer geringen Körpergröße u.a. zur Arbeit in den engen Gängen der Kohlegruben eingesetzt wurden und kaum das Sonnenlicht sahen. Verbreitete Armut führte zusätzlich zu Mangelernährung (Kalziummangel). Viele der Kinder verstarben frühzeitig. Heutzutage ist, trotz guter Ernährung, Osteoporose verbreitet und am bekanntesten! Vitamin D spielt im menschlichen Körper aber eine wesentlich größere Rolle als nur die Regulation des Kalzium-Stoffwechsels und damit des Wachstums und der Stabilität der Knochen und Zähne. Es spielt auch eine wesentliche Rolle im Immunsystem des Menschen und ist ein wesentlicher Faktor in der Krebsprophylaxe. Zudem ist es an der gesunden Zellteilung beteiligt und kontrolliert das exakte, fehlerfreie Abschreiben von mehr als 5% unserer zellulären Erbinformationen (Gene). In der Schwangerschaft prägt es schon früh die gesundheitliche Entwicklung des Kindes. Es senkt ebenso deutlich das Risiko von Allergien, Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-, Gelenks- und Hauterkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes, Störungen der Schilddrüsenfunktion sowie von Erkrankungen des Nervensystems, wie Demenz, Multiple Sklerose oder schwere Depressionen. Viele kennen sie, die leichte Form, die sogenannte Winterdepression oder Frühjahrsmüdigkeit!
80% der Weltbevölkerung ist von einem Vitamin D Mangel betroffen. Um genügend Vitamin D für den Tagesbedarf zu produzieren, ist es nötig, sich wenigstens 20 Minuten täglich, bei großzügig entblößter Haut (ohne Sonnencreme, den Hauttyp beachtend, Sonnenbrand vermeidend) bei Sonnenhochstand in der Sonne aufzuhalten. Und das reicht auch nur bei einem UV-Index (Stärke der Sonneneinstrahlung) von wenigstens 3-4. Den hat man nördlich des 41ten Breitengrades (Rom) bei guter Wetterlage allerhöchstens in den Monaten Mai bis September. Wenn überhaupt! Und wer hat in unserer Leistungsgesellschaft denn schon Zeit, abgesehen von den Sommerferien, sich täglich am Mittag eine halbe Stunde halb nackt in die Sonne zu legen!? Vitamin D kann zwar eine gewisse Zeit im Körper gespeichert werden, aber spätestens nach 6-8 Wochen sind die vom Urlaub gefüllten Speicher wieder geleert, wenn nicht regelmäßig Nachschub kommt. Die Kraft der Abendsonne reicht nicht aus und die Sonnenbank hilft schon mal gar nicht. In Skandinavischen Ländern wird aufgrund dieses Wissens Vitamin D zum Teil der Milch zugesetzt.
Zu den Vitamin-D-Mangel-Risikogruppen gehören Schwangere, Stillende und Kinder, alte Menschen, Kranke, Fettleibige sowie Medikamente Einnehmende. Die veralteten Tagesbedarfsempfehlungen der dafür zuständigen Institutionen (DGE) von 200-400 (800)i.E. täglich reichen schon für die Allgemeinheit nicht. Und hier schon gar nicht. Profitorientierte Krankheitswirtschaftslobbyisten tun die gezielte Untersuchung der Vitamin D-Versorgung als Modeerscheinung ab und führen angeblich unnötig gestiegene, vergeudete Ausgaben für die Krankenversicherungen in Millionenhöhe zu Felde. Gezielt vergessen sie jedoch die infolge von Vitamin D Substitutionen wesentlich höheren Einsparungen im Gesundheitswesen (lt. Ruhr-Universität Bochum bis zu 37,5 Milliarden Euro/Jahr) durch eine in der Basis signifikant bessere Volksgesundheit zu erwähnen. Informierte, die sich der Gesundheit der Menschen verpflichtet fühlenden, engagierten Fachleute postulieren deswegen, auch gegen Wünsche anderer Interessengruppen:
- „Vitamin D“ wird zwingend für die korrekte Funktion zahlreicher Organe benötigt.
- Es besteht ein weltweit verbreiteter Mangel, durch reduzierte Sonnenlichteinstrahlung und unseren durch technischen Fortschritt veränderten Lebensstil.
- Die derzeitigen Empfehlungen u. Regelungen zur Versorgung der Bevölkerung sind völlig unzureichend. Sie werden dem bestehenden Mangel nicht gerecht.
- Eine ergänzende Verabreichung von 1000 – 4000 i.E. Vitamin D, abhängig von Lebensalter und Körpergewicht, ist insbesondere in den Wintermonaten wünschenswert.
- Es sollte ein Vitamin-D-Speicher-Spiegel von 40 – 60 ng/ml (besser 60-80) 25-OH-Vitamin-D (Speicherform) erreicht werden.
- Für Kinder ist eine tägliche Zufuhr von 50 i.E. pro kg Körpergewicht über den 18. Lebensmonat hinaus anzustreben. Schwangere und Stillende benötigen mehr als 4000 i.E. täglich.
- Die zuständigen Fachgesellschaften sind aufgefordert, diese wissenschaftlich verifizierten Erkenntnisse in entsprechende Empfehlungen umzusetzen und die routinemäßige Vitamin-D-Status-Bestimmung - insbesondere in der Schwangerschaft und Stillzeit, der Kinder- und Jugendheilkunde sowie in der Altersmedizin - zur Kassenleistung zu machen. Sie ist wirksam, sicher, zuverlässig und wirtschaftlich.
Vitamin D wird im Körper eine geraume Zeit gespeichert. Deswegen können bei unkontrollierter Einnahme sehr hoher Dosierungen über längere Zeit durchaus unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Auch gibt es Erkrankungen, bei denen der Kalziumhaushalt des Körpers genau kontrolliert sein muss. Deswegen sollte der Vitamin-D-Spiegel vor einer ergänzenden Einnahme von einem sachkundigen Arzt oder Heilpraktiker bestimmt und daraufhin die individuell erforderliche Tagesdosis berechnet werden. Nach wie vor ist aber aus vielerlei Gründen mehr, ausreichende Bewegung an frischer Luft, in der Natur und unter freiem Himmel die bessere Lösung, um die Speicher für den Winter gut zu füllen. Eine Vitamin D Überdosierung durch Sonnenlicht gibt es nicht. Natura sanat – Natur heilt!
In diesem Sinne verbleibe ich mit sonnigen Grüßen bis zum nächsten Mal,
Ihr Dirk Fritz
Heilpraktiker in Riedstadt.